Vite vite – L’autobus ne m’attends
Wir sind dann relativ zügig mit dem Uber Richtung Busbahnhof Bercy Seine aufgebrochen. Wir trafen noch ein paar Fire Fans vor dem Stadion. Das war ehrlicherweise nicht so richtig lustig. Wir hatten ein paar Spieler begrüßt, die Stimmung war aber etwas gedrückt. Klar, Fire hatte gewonnen, aber irgendwie steckten sie dennoch die letzten paar Wochen in einer kleinen Krise. Die absolute Dominanz fehlte und die Spiele waren knapper, als man sich das gewünscht hatte. Der freundliche Uber-Fahrer brachte uns sogar direkt in den unterirdischen Busbahnhof Bercy Seine. Später wussten wir das noch mehr zu schätzen. Der Bahnhof Bercy Seins ist nur „halb“ unterirdisch. An einem Ende hat er so eine Art Ausgang in eine Art kleinen Park. In dem Busbahnhof war unglaublich viel los! Man muss dazu sagen, dass es wohl in Frankreich durch Blabla car (die betreiben in Frankreich ein Ähnliches Netz wie Flixbus), Flixbus selbst und etliche andere Anbieter, diese Busreisen ein erschwingliches und wohl weiter verbreiteteres Fernreisemittel ist, als bei uns. Logisch eigentlich. Bei uns hat sich das auch erst mit der Einführung des Deutschlandtickets nochmal mehr verändert. In Frankreich muss man sich das Fahren mit dem Zug leisten können. Und das können oder wollen wohl einige nicht. Also es war ein Gewusel in dem Busbahnhof wie wir es bisher noch nicht erlebt hatten. Dazu wurden die Haltestellen der Busse erst bei der Einfahrt auf den Tafeln bekanntgegeben. Es liefen dort jede Menge dubiose Gestalten herum, also musste man schon auf seine Sachen aufpassen. Man darf nicht vergessen, dass wir einen Fotokoffer mit einiges tausend Euro Euipment bei uns hatten. Das Alles zusammen machte uns schon ein wenig nervös. Ich konnte mir so ungefähr nichts Schlimmeres vorstellen, als in Bercy Seins festzustecken. Das war so ein wenig wie der Moment letztes Jahr in Frankfurt in unserem Hotel im Bahnhofsviertel. Einen Kiosk gab es nicht, es gab aber Automaten. Nur, dass diese nicht mehr funktionierten. Es gab nur 2 kleine Büros mit Sicherheitsglas, in denen von Bla bla car und Flixbus überfordertes Personal anwesend war. Es gab im Prinzip eh kaum Personal. Eine angestellte, die gefühlt 1,5m groß war, kümmerte sich wohl um die „Sicherheit“ in dem riesigen Bahnhof. Ohne Trinken und Essen, wollte ich dann wenigstens kurz eine rauchen gehen. Wir wollten weder uns noch unsere Sachen alleine lassen. Also gingen wir zusammen zu der Türe. Diese wurde von Menschen belagert, durch deren Spalier man sich drängen musste. Es war so eine Art Schleuse für Taschendiebe… zumindest fühlte es sich so an. Wir rochen direkt komische Gerüche. Es roch stark nach Gras und Urin. Da saßen dann Leute rum, die verkauften Sachen, bei denen ich nicht wissen möchte, was drin war. Lauter kleine und suspekt wirkende Gruppen. Sprich, so unwohl habe ich mich lange nicht gefühlt. Ich habe die Zigarette frühzeitig ausgemacht und wir sind lieber wieder in den Innenraum gegangen. Nach einer Weile bekamen wir dann auch einen Sitzplatz der viel zu wenigen Möglichkeiten, die dort existierten. Alle Koffer und Taschen feste im Griff saßen wir dann da und beobachteten das Treiben. Als dann endlich der Bus kam, und wir glücklicherweise nicht weit weg von dem „Gleis“ waren, an dem er hielt, war das erste Mal durchatmen möglich. Denn im Bus waren wir dann sicher, hier bleiben wir wohl nicht stecken.




Die Fahrt nach Frankfurt
Die Fahrt ging los, erleichtert wollten wir versuchen, ein wenig zu schlafen. Leider war es diesmal wieder eine der Fahrten, bei denen das einfach nicht möglich war. Es war laut, die Fahrt war ungemütlich und leider auch viel zu eng. Leider war das wieder eine Nacht ohne Schlaf. Ja, wir kannten es ja schon. Also irgendwie dann auch inzwischen normal. Am Ende hatte ich es wenigstens geschafft, die Fotos zu kopieren, so dass wir in Frankfurt mit leeren Speicherkarten starten konnten. Außerdem konnten wir ein paar Akkus an den Steckdosen im Bus laden. Wir hielten unterwegs glücklicherweise an einer Raststätte, so konnten wir dann doch noch etwas zu trinken besorgen und ich konnte mich direkt im Gebüsch entladen.
Nach 8,5 Stunden Fahrt erreichten wir dann Frankfurt. Na klar, den Hauptbahnhof. Aber das kannten wir ja schon Alles.
Frankfurt – endlich wieder „sicher“
Was soll ich sagen? Frankfurt Hauptbahnhof – wir kannten das ja schon. Der Busbahnhof ist ein paar Meter weg vom Eingang zum Hauptbahnhof. Unsere Ankunft um 6Uhr war natürlich sonntags etwas unangenehm. Es hatte ja schließlich nichts offen und auf der Straße am Hauptbahnhof herumlungern ist jetzt auch nicht die allerbeste Idee. Wir gingen wir zum Hauptbahnhof. Da hat es wenigstens mindestens ein Fast Food Restaurant. Auf der Straße lungerten in Frankfurt am HBF wie immer jede Menge dubiose Gestalten herum. Aber wir kamen gerade aus Bercy Seins… wir waren so abgehärtet, dass ich mit den Frankfurter Gestalten der Nacht fast Smalltalk geführt hätte. Wir sind dann in den Bahnhof gegangen. Ja, der Bahnhof Frankfurt als sicherer Hort. Hört sich komisch an, ist aber so. Im McDonalds angekommen, konnten wir endlich ein Frühstück und Getränke zu uns nehmen. Währenddessen konnte ich noch ein paar Fotos verschicken und noch einen Akku laden. Irgendwie bin ich dabei dann am Tisch eingeschlafen. Ich schlief im Sitzen, mit dem Kopf nach hinten geklappt also im McDonalds im Frankfurter Hauptbahnhof. Und das natürlich auch noch ungeduscht nach 8,5 Stunden im Flixbus. Nachdem wir am Nachbartisch die perfekte Kopie der Familie Flodder hatten, und uns anhören mussten, wie die Mutter der Familie ihrem Ex-Mann und ihrer Tochter von ihren Sextreffen durch eine bekannte App erzählte, wusste ich, dass ich hier nicht auffallen würde. Im Gegenteil, wahrscheinlich würde ich den anderen Gästen ein Gefühl von Heimat vermitteln. Nach einer Weile brachen wir dann zur PSD Bank Arena auf. Wie immer, fuhr der Taxifahrer in Frankfurt dann (obwohl ich die Adresse explizit angegeben habe und die Worte „Nicht das große Stadion sondern die kleine Arena“ benutzt habe, dennoch zum Deutsche Bank Park. Er war wenigstens so fair, und setzte auf dem Weg, beim Passieren des Bahnhofs, das Taxameter zurück.

